Veränderungen in Zeiten der Coronapandemie – Und was wir davon mitnehmen können

18. April 2020

Corona verändert unsere Welt. Während Globalisierung und Digitalisierung das ohnehin schnell getan haben, gleicht die Geschwindigkeit jetzt einem steilen Berg. Die Wirtschaft steht still, Unternehmen und Arbeitnehmer bangen teils um ihre Existenz und unser soziales Miteinander müssen wir massiv einschränken.

Die Krise stellt uns vor Probleme und zwingt uns zu Anpassungen. Doch hier zeigt sich auch, was in Arbeit zuvor als schwer umsetzbar galt, ist plötzlich möglich: Wir betreiben Homeoffice, vereinbaren Familie und Beruf und halten unsere beruflichen CO2-Emissionen niedrig. Die Folgen der Pandemie sind eben auch eine Chance für die Zukunft, die Arbeit digitaler, sozialer und ökologischer zu gestalten.

Homeoffice bringt zeitliche und räumliche Flexibilität mit sich. Es hilft dabei Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, da wir freier entscheiden können, wann und wo wir arbeiten. Die Arbeit wird sozialer.

Zugleich erübrigt sich aufgrund der räumlichen Unabhängigkeit der Arbeitsweg und damit ein großer Zeit- und Stressfaktor. Ein wichtiges Thema im Landkreis München, denn über 64% der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten aus dem Landkreis München (München Stadt ausgenommen) pendeln in einen anderen Landkreis oder nach München Stadt, während 78% der Beschäftigten, die im Landkreis arbeiten, aus einem anderen Landkreis oder der Landeshauptstadt zu uns pendeln (Stand Juni 2019). Dafür nutzen bundesweit gesehen über zwei Drittel der Erwerbstätigen das Auto (Stand 2016), sodass wir mit Homeoffice auch massiv CO2 einsparen könnten. Zugleich zeigt sich, dass Video- oder Telefonkonferenz viele persönliche Meetings ersetzen können und damit, vor allem innerdeutsch, das Fliegen bzw. Reisen unsinnig machen. Die Arbeit wird ökologischer.

Gleichzeitig birgt es Gefahren, die Arbeit nach Hause zu holen. Dauerhaft zu arbeiten, weil es keine räumliche und zeitliche Abgrenzung von Privatem und Beruf gibt, kann zu Stress und Überbelastung führen. Arbeitgeber könnten den Anspruch erheben, wir seien dauerhaft erreichbar, da wir unsere Arbeit immer bei uns hätten.
Außerdem ist die digitale Infrastruktur steigerungsfähig, z.B. bei Glasfasernetz und dem 5G-Standard. Ein Ausbau wäre nicht nur zeitgemäß, sondern auch notwendig, um Modernisierungen wie Homeoffice, aber auch Intelligente Autos flächendeckend zu ermöglichen.

Die Entwicklungen sind eine Chance für die Arbeitswelt. Allerdings müssen die Beschäftigten hier geschützt werden. Es dürfen ihnen keine Nachteile im Vergleich zur Arbeit im Büro entstehen. Deshalb fordern die Jusos München-Land Verbesserungen!

Es muss das Recht auf Homeoffice geben, wobei die Mittel vom Arbeitgeber zu finanzieren sind. Gleichzeitig muss aber auch das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit kommen, um die Arbeitnehmer*innen dem dauerhaften Zugriff durch den Arbeitgeber zu entziehen. Damit außerdem ihre Arbeitsdauer nicht überschritten und das Homeoffice gleich zur Büroarbeit angerechnet wird, brauchen wir eine klare Regelung der Arbeitszeit.

Des Weiteren sollen sich Beschäftigte, aber auch Kinder und Jugendliche besser und einfacher im digitalen Umgang weiterbilden. Der Datenschutz muss dauerhaft gewährleistet und die digitale Infrastruktur vollständig ausgebaut werden, sodass sie den modernen Standards inklusive 5G-Netz entspricht.

Video- und Telefonkonferenzen müssen in allen Lebensbereichen als sinnvolle und ökologische Variante zu persönlichen Meetings in Erwägung gezogen werden. So wäre die Arbeit sozialer, ökologischer und digitaler.

Wenn wir den steilen Berg von Veränderungen ohnehin erklimmen, können wir danach mit dem Positiven auf dem Gipfel bleiben anstatt wieder hinunter ins Tal zu springen.

Autor: Rupert Franke

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